Fluchtursachen am Beispiel verschiedener Herkunftsländer



Syrien

Sechs Jahre dauert der Bürgerkrieg in Syrien bereits an, doch Frieden ist bisher nicht in Sicht. Die Anzahl der Todesopfer wird bis heute UN-Angaben zu Folge auf etwa 400.000 geschätzt. Jedoch sind viele Regionen kaum zugänglich, so dass die Dunkelziffer weitaus höher liegen könnte. Zudem haben rund 4,9 Millionen Syrer das Land in die angrenzenden Staaten verlassen. Nur ein kleiner Anteil davon ist nach Europa geflohen. Doch angesichts der gegenwärtigen Situation besteht für die Geflohenen kaum eine Aussicht darauf, in absehbarer Zeit in ihr Land zurückkehren zu können.1        

 

Irak

Religiöse Diskriminierung, die fragile Sicherheit und die schlechten ökonomischen Bedingen. Der Irak ist ein äußerst instabiler Staat, in dem sich schiitische und sunnitische Muslime teils unversöhnlich gegenüberstehen. Beinahe täglich wird das Land von Bombenanschlägen mit vielen Toten erschüttert. Im Norden des Landes hat der "Islamische Staat" die Kontrolle über große Gebiete übernommen und kämpft dort gegen die kurdischen Peschmerga. Flüchtig sind vor allem arabische Sunniten, Kurden und die nicht islamischen religiösen Gemeinschaften, die hristen und Jesiden. 2

 

Afghanistan

Nach vielen Jahren Bürgerkrieg liegen Infrastruktur und Wirtschaft in Afghanistan am Boden. Der Vielvölkerstaat mit seinen zerstrittenen Volksgruppen und rivalisierenden Glaubensrichtungen zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Seit 2014 hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan massiv verschlechtert. Anschläge mit vielen Toten gehören zum Alltag.2

 

Palästina

Auch die Lage im Konflikt zwischen Israel und Palästina verschärft sich seit Monaten. Anschläge durch radikale junge Palästinenser nehmen zu, das israelische Militär schlägt zurück. Derzeit hat kaum jemand Hoffnung auf Frieden. Unter den mehr als eine Million Flüchtlingen, die 2015 nach Europa kamen, waren auch Tausende Palästinenser. Viele kamen aus Lagern im Libanon und der Türkei. Nicht alle kamen aus Palästina, viele flohen auch aus Syrien vor dem IS. Die UN zählte in ihren Camps insgesamt 100.000 Palästinenser. Viele sind als Iraker, Syrer oder Libanesen registriert – denn die meisten Staaten erkennen Palästina nicht an.3

 

Libyen

Das Land ist die große Unbekannte in der Fluchtkrise. Laut Italien warten in dem Land bis zu 200.000 Menschen auf eine Gelegenheit zur Flucht nach Europa. Doch valide Einblicke in das Bürgerkriegsland sind kaum möglich. Die Gebiete, die der IS kontrolliert, wachsen. Zwei konkurrierende Landesregierungen sind kaum fähig zur Gegenwehr. Menschenschmuggler haben es in dem zerfallenen Staat leicht. Und seitdem die Balkanroute geschlossen ist, gewinnt die Route über das Mittelmeer an Bedeutung. In diesem Jahr kamen rund 30.000 Menschen in Italien an, vor allem aus Libyen, Hunderte ertranken.3

 

Äthiopien

Verdorrte Felder, unterernährte Kinder. Äthiopien erlebt die schlimmste Dürre seit 50 Jahren. Schon zum dritten Mal nacheinander blieb die Regensaison aus. Sechs Millionen Kinder haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Zehn Millionen Menschen sind von Hunger bedroht. Nicht nur in Äthiopien ist das ein Faktor für Flucht. Schon heute hungern im Senegal, Mali, Nigeria, Eritrea und Somalia laut Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR schätzungsweise 24 Millionen Menschen. Davon wurden bereits 2,8 Millionen zu Geflüchteten. Krisen wie in Äthiopien zeigen, dass nicht nur Kriege Ursachen für Flucht sind, sondern auch Auswirkungen des Klimawandels. 500 Millionen Menschen leben im Nahen Osten und in Nordafrika. Forscher des Max-Planck-Instituts warnen, dass sich die Zahl der extrem heißen Tage seit 1970 verdoppelt hat. Gegenden werden unbewohnbar, es droht ein "Klima-Exodus".3

 

Eritrea

Menschenrechtslage. Menschenrechtsverletzungen, eritreische Bürger werden im In- und Ausland beinahe total überwacht. Es gibt willkürliche Festnahmen, Menschen „verschwinden“ und werden gefoltert. Regelmäßig werden Bürger ohne Gerichtsprozess hingerichtet. Zudem wird jeder seit 2002 auf unbestimmte Zeit zum Militär- und Arbeitsdienst eingezogen. Letzter Platz auf dem Pressefreiheitsindex der Organisation „Reporter ohne Grenzen“.2

 

Mali

  

Seit Anfang 2012 wird insbesondere der Norden Malis von kriegerischen Auseinandersetzungen erschüttert, die Hunderttausende zur Flucht zwangen. Angesichts von Perspektivlosigkeit und zunehmender Gewalt hat inzwischen ein Viertel aller Malierinnen und Malier das Land verlassen. Die meisten bleiben in der Region, nur wenige versuchen nach Europa zu gelangen. Da es kaum noch legale Migrationsmöglichkeiten für sie gibt, müssen sie die gefährliche Flucht durch die Sahara und über das Mittelmeer wagen.4

  

  

 

Quellen: 1 Fluchtgrund, 2 Augsburger Allgemeine, 3 Berliner Morgenpost, 4 Medico International